Der Kummer, der nicht spricht, 

nagt leise an dem Herzen, bis  es bricht.

William Shakespeare (1564-1616)


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„Wirf mich zu Boden und hau nochmal drauf! 
Aber sei Dir ganz sicher, ich steh wieder auf!
Dann sei auf der Hut! Unterschätze mich nicht! 
Du wirst es bereuen, denn ich schreib über Dich!“
Nicky Brühl
                                                                            
(Beitrag ergänzt: 2022)

Wenn Du es mit einem Menschen zu tun hast, der eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat, kann es Jahre dauernd, bis Du das merkt. Wenn Du aber schließlich erkannt hast, dass irgendetwas mit Deinem einstigen Traumprinzen (oder Prinzessin) nicht "mehr" stimmt, dann geht es Dir psychisch höchstwahrscheinlich bereits ziemlich schlecht. Entweder ist das ein sich langsam anschleichendes schlechtes Gefühl geworden, oder Du fühlst Dich plötzlich und völlig unvorbereitet wie von einem Bus überfahren. 

Klar, es gab schon immer wieder Zeichen, wie z.B. vielleicht, dass er Dich zu Anfang mit Komplimenten überschüttet hat, aber dann mit der Zeit immer öfter nur noch ein abwertendes Verhalten zu beobachten war. Zuerst drehte sich seine Welt hauptsächlich um Dich, aber dann hast Du das Gefühl bekommen Du kannst ihm nichts mehr recht machen. Er war heiß, dann wieder kalt… war sehr liebevoll, dann wieder distanziert. Und dann kam dieses komische Bauchgefühl, dass er vielleicht eine andere nebenher hat, oder/und es generell mit der Ehrlichkeit nicht ganz genau nahm. 

Die Beziehung ist mit der Zeit eine sehr anstrengende Achterbahnfahrt geworden, in der Du das Gefühl hattest bzw. hast, dass Du nicht aussteigen kannst.

Und dann ist auf einmal alles zu Ende und Du verstehst die Welt nicht mehr, Du verstehst Deinen Partner nicht mehr und Du verstehst Dich selbst nicht mehr. Aber was noch viel schlimmer ist: Du kennst bzw. erkennst auch Deinen Partner nicht mehr und Dich ebenso wenig. Plötzlich ist oben nur noch unten und unten nur noch oben. Du bist derart verwirrt und durcheinander, dass Du keine Ahnung hast, wie Du mit dem ganzen Wirrwarr in Deinem Kopf und Deinem Herzen umgehen sollst. 

Deine Gedanken und Deine Emotionen spielen total verrückt und Du weißt nicht was Du zuerst behandeln sollst: Den Shock… den Herzschmerz… die Trauer… die Schlaflosigkeit… die Konzentrationsprobleme… die permanenten Gedanken an IHN… 
Das lähmende Gefühl verschlägt Dich nur noch auf die Couch oder ins Bett, denn nach den stundenlangen Heulattacken bist Du zu nichts anderes mehr in der Lage.

Und das alles wegen einem Kerl???

Ja, er hat schon ganze Arbeit geleistet, dein Narzisst! Aber tröste Dich erstmal mit dem Wissen, das die Trennung von einem Narzissten nicht gleich zu stellen ist wie eine „normale“ Trennung. Bei einem Narzissten sind Manipulationen und Machtspielchen vorausgegangen, die sein Opfer irgendwann handlungsunfähig machen. Demnach ist das Ende einer Beziehung mit einem Narzissten mit eines der schlimmsten Erfahrungen, die man in Verbindung mit einer Trennung machen kann. 

Und noch ein Trost: Wenn Du dich in den Beschreibungen oben wieder findest und es sich bei Deinem Partner wirklich um einen Narzissten handeln könnt!, dann ist es völlig egal was Du gemacht oder nicht gemacht hast, denn das Ergebnis wäre das gleiche geblieben. 

Ergo: Du hast nichts falsch gemacht und Du hättest nichts ändern können! Also hör sofort damit auf Dich dauernd zu fragen wie Du diesen Ausgang hättest verhindern können! Es wäre so oder so irgendwann zu Ende gegangen!


Was ist Narzissmus überhaupt?

Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass es einen gesunden und einen krankhaften Narzissmus gibt. Selbstliebe, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, alles in gesundem Maße, ist wichtig für die Persönlichkeit eines jeden Menschen, demnach hat auch jeder „normale“ gesunde Mensch einen kleinen Narzissten in sich.

Erst wenn die Selbstliebe überhandnimmt bzw. die Person sich hauptsächlich auf seine eigenen Bedürfnisse konzentriert, sich immer gerne im Mittelpunkt sieht, viel lieber nimmt als gibt, keine Empathie für andere Menschen empfinden kann, wird der Narzissmus in der Psychologie als krankhaft bezeichnet.

Dabei kann man oft zwischen dem extrovertierten Narzissten und dem introvertierten Narzissten unterscheiden. Und hier liegt schon das erste Problem, denn den introvertierten (nach innen gekehrt, verschlossen) Narzissten zu erkennen ist viel schwieriger, weil er seine "Farben" nicht so nach außen trägt, wie den extrovertierten (nach außen gerichtet, kontaktfreudig) Narzissten.

Nachfolgend findest Du einige Warnsignale (Reihenfolge egal), die beide Narzissten schnell entlarven können. 

ABER: Nicht jeder Mensch, dem man einzelne Punkte zuordnen kann ist gleich ein Narzisst. Erst die Summe mehrere Punkte macht die Persönlichkeitsstörung aus, die aber ausschließlich von einem Psychologen oder einem Psychiater diagnostiziert werden kann!!!

Eine kleine Warnung kann man als Betroffene(r) mit diesen Beschreibungen aber schon für sich mitnehmen, vor allem um sich damit besser vorsehen und schützen zu können, oder noch rechtzeitig aussteigen zu können.


DER EXTROVERTIERTE NARZISST

1. Überlegenheit und Selbstüberschätzung

Der Narzisst fühlt sich seinem Partner stets überlegen. Es gibt eine ganz klare Hierarchie bei dem der Narzisst sich ganz oben sieht - da wo er sich am sichersten fühlt. Er hat immer Recht, will überall der Beste sein und ist ein ganz schlechter Verlierer. Aber während er sich selbst völlig überbewertet, erniedrigt und verletzt er andere und macht sie klein. Das macht ihn so gefährlich, denn das zieht er so lange durch, bis der Andere sich völlig wertlos fühlt und seine eigene gesunde Selbstliebe komplett verloren hat.
Er wird auch selten in einer Streitsituation nachgeben, oder zugeben was falsch gemacht zu haben, egal wie offensichtlich es ist, dass er einen Fehler gemacht hat. Genauso wird er kaum zugeben das er gelogen hat. Selbst wenn er dabei erwischt wird findet er Wege die Wahrheit so zu drehen, dass der Andere am Ende der Schuldige ist, denn auch Kritik verträgt der Narzisst überhaupt gar nicht. Nach außen hin prallt die einfach an ihm ab, aber im inneren macht ihn die wütend und das bekommt sein Gegenüber definitiv früher oder später zu spüren.

2. Beachtung und Bestätigung

Beachtet und bestätigt werden sind Lebenswichtig für den Narzissten, beides braucht er wie die Luft zum Atmen. Auch wenn er scheinbar vor Selbstliebe nur so strotzt, ist das nur Fassade, denn in seinem inneren fühlt er sich unsicher und hat tief sitzende Ängste. Egal wie oft man ihm sagt, das man ihn liebt, wie toll er ist, oder wie sehr man ihn bewundert, es ist nie genug. Es ist wie ein Glas das von oben befüllt wird und unten ein Loch hat.  In Wirklichkeit glaubt der Narzisst nämlich nicht, dass ihn jemand wirklich lieben könnte, auch wenn er das niemals so zugeben würde.

3. Perfektionismus und Kontrollsucht

Narzissten erwarten und verlangen dass alles perfekt ist. Sie selber müssen perfekt sein, der Partner muss perfekt sein, Dinge die sie planen müssen perfekt ablaufen, und das Leben sollte möglichst auch so passieren, wie sie sich das ausmalen. Da dieser Anspruch aber in der Realität nicht wirklich erfüllt werden kann, fühlt sich der Narzisst sehr oft unzufrieden. Schwachstellen würde er niemals zugeben, denn die könnten gegen ihn verwendet werden.

ER führt Regie in der Beziehung! Und das oft so manipulativ, dass der Andere das lange nicht merkt. Verhält man sich nicht genau so wie er es erwartet und fordert, ist er schnell verärgert und man bekommt die Quittung gnadenlos überreicht. Dieser ist oft von länger andauernder Missachtung oder Liebesentzug gekennzeichnet. Er beobachtet seinen Partner genau, sucht und findet die Schwächen des Anderen und benützt sie schließlich gegen ihn. 
Die Grenzen des Partners werden auch völlig ignoriert, denn sie glauben, dass ihnen alles gehört und zusteht. Wenn sie was wollen, werden sie alles unternehmen um es zu bekommen. Ein Nein lassen sie nicht gelten. 

4. Empfinden wenig bis keine Empathie

Narzissten wirken oft leer und nicht echt. Irgendwie kommt man nie wirklich nah an sie heran, da sie nur so viel Nähe zulassen wie es ihnen was bringt. Es ist ein ständiges „komm her, geh weg“ Spielchen. 
Richtige Gefühle kann man an ihm nur selten erkennen. Weder besonderes Glück, noch besondere Traurigkeit. Das allein macht aber noch keinen Narzissten aus, denn Introvertierte Männer wirken genauso. Der Unterschied ist, dass ein Narzisst komplett gefühllos, ja sogar eiskalt sein kann. Nur seine Ansicht zählt. Die eines anderen kann er gar nicht verstehen, was er auch oft sagt und zeigt.
Mitgefühl ist geheuchelt und wird nur dann eingesetzt, wenn es ihn wie der Held dastehen lässt, aber wirklich empfinden tut er sie nicht.

5. Legen sich ungerne fest

Das Wort „Kompromiss“ ist für den Narzissten ein rotes Tuch, denn die Dinge sollen ja so laufen wie ER das möchte. Die Meinung des Anderen interessiert ihn nur dann, wenn er sich der anschließen kann, weil sie für ihn von Vorteil ist. 
Damit er sich für irgendetwas oder irgendwen wirklich festlegt, muss man ihm schon das Messer auf die Brust setzen, und selbst dann wird er sich noch winden, wenn er kann. 
Er hält sich am liebsten alle Türen und Möglichkeiten offen, kommt und geht wie er es für bequem empfindet, und interessiert sich dabei nicht ob sein Verhalten Konsequenzen haben könnte. Hauptsächlich, weil er niemals davon ausgeht, dass sein Partner ihn verlassen wird. Dieser Gedanke kommt ihm gar nicht in den Sinn. Selbst wenn das angedroht wird und die Koffer bereits gepackt an der Tür stehen, nimmt er es nicht ernst. Und wenn der Partner doch wirklich geht, braucht er nicht darauf warten, dass der Narzisst ihm hinterhereilt oder versucht zurück zu holen. Er geht davon aus, dass der Andere eh reumütig wiederkommt, und wenn nicht, dann hat sein Partner ihn nicht verdient. 


DER INTROVERTIERTE NARZISST

Aus meiner Erfahrung ist es viel schwieriger einen introvertierten Narzissten zu erkennen. Oft sind sie schüchtern, nach außen bescheiden und sehr sensible. 
Die folgenden Punkte werden oft dem introvertierten Narzissten zugeschrieben, aber auch hier gilt wieder: Nicht nur einzelne Punkte machen einen Menschen gleich zu einem Narzissten. Es ist viel komplexer als das und kann nur von einem geschulten Profi diagnostiziert werden. 

1. Reagieren auf Kritik sehr sensibel

Menschen, die Kritik nicht gut vertragen und narzisstische Tendenzen zeigen, sind oft mit sich selber sehr unzufrieden bzw. haben wenig Selbstachtung. Klar, die meisten Menschen mögen Kritik nicht sonderlich, aber wie man damit umgeht, ist ausschlaggebend. Der introvertierte Narzisst wird die Kritik meist abtun, ignorieren oder mit Sarkasmus beantworten, aber innerlich könnte er sich leer, gedemütigt oder auch sehr wütend fühlen. Kritik ist für diesen Menschen ein Angriff an das eigens aufgebaute Ego, das andere doch eigentlich bewundern sollen.

2. Sich selbst klein machen

Das klingt zwar wie ein Widerspruch zu Punkt 1, aber das ist eine Form der Manipulation, die introvertierte Narzissten oft für sich in Anspruch nehmen. Da sie ja unbedingt bewundert werden wollen, machen sie sich selbst nach außen hin klein, damit andere widersprechen und ihnen erzählen wie toll sie doch sind, wie viel sie doch erreicht haben, oder/ und was für ein guter Mensch sie doch sind. All das stammt aus der eigenen Unsicherheit heraus. Sie brauchen andere Menschen, die sie hoch leben lassen, weil sie insgeheim von sich selbst nicht so viel halten.

3. Depressionen und Leere

Die Frustration über die übermäßigen und oft unerreichbaren Erwartungen, die ein introvertierter Narzisst an sich selbst hat, kann oftmals ein Gefühl von Leere verstärken und auch zu Depressionen führen. Erst Recht wenn auch von Außen wenig Wertschätzung erfolgt. Das wahre Leben deckt sich nun mal oft nicht mit der eigenen Einschätzung eines Narzissten über sich und führt dazu, dass er sich dann sogar schämt und Wertlos fühlt.

4. Schüchtern

Die in sich gekehrte Art des introvertierten Narzissten wird mit seiner/ ihrer generellen Unsicherheit in Verbindung gebracht. Sie haben große Sorge, dass ihre Unzulänglichkeiten erkannt werden und sie weniger Wert sind, denn sie wollen ja am liebsten immer über allem und jeden stehen. Also machen sie sich eher rar, damit ihre Unsicherheiten und Schwächen möglichst nicht erkannt werden. Dieses Schauspiel in der Öffentlichkeit immer aufrecht erhalten zu müssen ist für den Narzissten sehr ermüdend und raub ihnen sehr viel Energie.

5. Zweckdienliche Empathie

Es heißt ja oft, dass Narzissten nie wirklich Empathie fühlen. Es aber so wirken zu lassen, als seien sie sehr empathisch, ist jedoch möglich. Sie sind Meister darin, den Anschein zu erwecken, als ob sie gerne und überall helfen. Diese Hilfe und die Bereitschaft außergewöhnliches für andere zu leisten, dient aber nur ihrem  eigenen Verlangen nach Anerkennung und Lob, die ein Narzisst ja braucht, wie die Luft zum Atmen.

Fazit

Die narzisstische Persönlichkeitsstörung ist ein sehr komplexes Feld in der Psychologie und sollte keinesfalls als was ausschließlich böses gesehen werden. Oft hat sich der Mensch zu einem Narzissten entwickelt, weil er in seiner Kindheit emotional entweder stark vernachlässigt, oder aber übermäßig behütet wurde, demnach braucht er dringend Hilfe von einem Profi, um zu lernen mit seinen Emotionen, seiner Geschichte usw. klar zu kommen.

Jeder möchte sich in seiner Haut doch wohl fühlen und viele von uns haben unrealistische Erwartungen an das eigene Leben und an die eigene Person, die uns sehr unter Druck setzen. Einige von uns kommen besser damit klar diese Emotionen zu regulieren, als andere und manche entwickeln dann eben die Persönlichkeitsstörung. 

Wenn Du es mit so einem Menschen zu tun hast, stehst Du aber zwangsläufig irgendwann vor der Frage: Halte ich es aus, oder muss ich mich retten? Ohne professionelle Hilfe wird es schwer bis unmöglich einem Narzissten zu helfen. Die meisten sehen gar keine Veranlassung z.B. therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Und eine Beziehung sollte einem doch überwiegend gut tun und beflügeln und nicht etwas sein, was man aushalten muss, oder?

Bei mir hat es erst zu starken Herzrhythmusstörungen führen müssen, bis mir klar wurde, dass ich mich endlich selbst retten muss und die toxische Beziehung beenden und verlassen muss. Wie gesagt, mit einem narzisstischen Partner fühlt es sich an wie eine ewige Achterbahnfahrt, aus der man meint nicht aussteigen zu können. 
Aber eines kann ich Dir versichern: Wenn Du den Absprung endlich geschafft hast und Dich von den emotionalen und körperlichen Strapazen erholt hast, dann bist Du hinterher tausend Mal stärker, als Du vorher warst! 
Mich kann heute zumindest, mit Bezug auf die eigene Partnerschaft(en), so gut wie nichts mehr umhauen :-).


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